Nichts Halbherziges tun – Europa Park Magazin, 01.2020

Dagmar Wöhrl, Europa Park Magazin, 01.2020
© Foto: Frau Wöhrl Privat

Gespräch mit der Unternehmerin Dagmar Wöhrl über die Miss-Germany-Wahl, die „Höhle der Löwen“, Politik und den Europa-Park.

Europa-Park Magazin: Sie waren selbst Miss Germany vor vielen Jahren, wie hat sich die Miss-Wahl seither verändert?
Dagmar Wöhrl: In den letzten 43 Jahren, solange ist das schon her, war ich bisher nur zweimal bei einer Miss-Wahl gewesen. Im Gegensatz zu früher, kann sich der Juror jetzt schon vorher über die sozialen Medien über die Kandidatinnen informieren. Zu meiner Zeit war die Bewerberzahl größer und die Juroren sahen die Anwärterinnen leider erst am Veranstaltungsabend. Ich glaube, dass die Frauen, die sich zur Wahl stellen, genauso aufgeregt sind, wie wir damals. Daran dürfte sich nichts verändert haben.

Was hat Ihnen der Titel Miss Germany persönlich gebracht?
Neben wunderbaren – auch internationalen – Bekanntschaften hat es mich persönlich geprägt. So lernte ich Kommunikation, Disziplin und Flexibilität. Alles Eigenschaften, die ich in mein Berufsleben integriert habe. Es kostete mich aber auch viel Energie, in meinem späteren politischen Leben, Vorurteile auszuräumen.

Sie haben gleichermaßen viele Erfahrungen in der Wirtschaft wie in der Politik gesammelt. Im Rückblick: Was war wichtiger für Sie?

Das ist unmöglich gegeneinander aufzuwiegen. Ohne meine Erfahrungen als Unternehmerin und Rechtsanwältin hätte ich nicht die Politikerin werden können, die ich war. Für mich war es immer wichtig, dass ich trotz Politik auch mit der Wirtschaft verbunden geblieben bin. Aus meiner Sicht ist es unabdingbar, dass Politiker auch berufliche Erfahrungen mit einbringen und diese dann aber nicht zwangsläufig ad acta legen, sobald sie ein Mandat haben. Denn nur so wissen sie auch, wo in ihrem Themenbereich der Schuh drückt.

Sie sind auch über die Sendung „Die Höhle der Löwen“ populär geworden. Was raten Sie einem jungen Menschen, der sagt, ich will Unternehmer werden?

Zu lernen, dass der Erfolg nicht geflogen kommt und kein Sonntagsspaziergang ist. Eher ist es eine Bergwanderung, bei der sich das Wetter ständig ändert. Ein divers aufgestelltes Team ist enorm wichtig, denn Unternehmertum funktioniert nicht im Alleingang. Neben einem Plan A hat man auch Plan B in der Tasche zu haben. Rückschläge dürfen einen nicht entmutigen, sondern müssen als Erfahrung gewertet werden. Ohne Erfahrungen wird man nie Erfolg haben.

Haben wir zu wenig Unternehmergeist in Deutschland?
Ja, bei uns in der Gesellschaft fehlt das unternehmerische Denken. Wir brauchen dringend eine neue Gründermentalität. Nachholbedarf besteht auch bei der schulischen Vermittlung von unternehmer- und gründungsbezogenen Kenntnissen. Leider werden oft nur die Gefahren gesehen und nicht die Chancen. Vor allem in den technischen Bereichen und den digitalen Geschäftsmodellen, sind die Frauen vollständig unterrepräsentiert. Hier würde ich mir mehr Selbstbewusstsein wünschen.

Sie waren Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium. Warum entsteht oft der Eindruck, es wird in der Politik manchmal wenig realisiert im Vergleich zur Wirtschaft?

Die Politik hat die Aufgabe, die Rahmenbedingungen so zu setzen, dass der Wirtschaft noch genügend Raum für Kreativität bleibt. Leider kommt das positive Wirken der Politik in der Öffentlichkeit oft nicht an. Ich glaube, die Politik verkauft sich meistens zu schlecht.

Was schätzen Sie am Europa-Park?
Die Vielfältigkeit. Alles ist gut durchdacht und geplant, so dass für jeden etwas dabei ist. Neben fantastischen Fahrgeschäften wird nicht nur ein großer Wellness- und Spa-Bereich angeboten, sondern es gibt auch gute Veranstaltungs- und Konferenzräume. Mich persönlich begeistert auch das köstliche Essen von Zwei-Sterne-Koch Peter Hagen-Wiest.

Wo liegen die Stärken der Familienunternehmen?

Familienunternehmen denken immer in Generationen. Sie sind agiler, entscheidungsstärker und resistenter als andere Unternehmen. Sie haben eine enorme Verantwortung. Entscheidungen betreffen nicht nur das persönliche, sondern auch das unternehmerische Schicksal. Mitarbeiter müssen sich 100 Prozent auf einen verlassen können.

Was sind die Hintergründe für Ihr privates Engagement für benachteiligte Kinder in Sri Lanka – gemeinsam mit Ihrem Mann, dem Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl?
Wir engagieren uns ja nicht nur für Kinder in Sri Lanka, sondern sind weltweit aktiv. Nach dem Tod unseres Sohnes Emanuel haben wir eine nach ihm benannte Stiftung ins Leben gerufen. Die Emanuel-Wöhrl-Stiftung hilft überall da, wo es Kinder gibt, die auf der Schattenseite des Lebens stehen. Mit den vielen glücklichen Kinderaugen bekommt man immens viel zurück.

Schenken Sie uns ein Lebensmotto?
Nichts Halbherziges tun. Wenn man etwas tut, dann mit Freude und Engagement, sonst soll man es bleiben lassen.

Europa Park Magazin
01.2020
Horst Koppelstätter