Dagmar Wöhrl ist eine Frau mit vielen Talenten und dem Willen, etwas aus ihrem Leben zu machen. Sie studierte Jura, modelte zur Finanzierung des Studiums, eröffnete 1987 ihre eigene Rechtsanwaltskanzlei und leitete mehrere Jahre die Rechtsabteilung des Unternehmens ihres Mannes, Hans Rudolf Wöhrl.
Neben den wirtschaftlichen Themen engagiert sich Dagmar Wöhrl mittlerweile weltweit in vielen sozialen Projekten gemeinsam mit bedeutenden deutschen Charity Organisationen. In ehrenamtlicher Funktion ist sie tätig als Präsidentin des Tierschutzvereins Nürnberg, als Mitglied im Vorstand von UNICEF Deutschland, der TUI Care Foundation und als Schirmherrin der Voice Aid Association u.v.a.m.
Sie ist Trägerin des Bundesverdienstkreuzes am Bande (2008), durch Minister Seehofer wurde ihr der Bayerische Verdienstorden verliehen (2009) und durch Barbara Sturm die Bayerische Verfassungsmedaille in Silber (2017). Eine Frau, die fest im Leben steht und unsere Zukunft mitgestaltet.
Astrid Arens – The Voice – Speakerin, Unternehmensberaterin und Präsidentin der Voice Aid Association führte durch das Interview und sagt: „Das weltweit führende Wirtschaftsmagazin FORBES, was mich als erste Rednerin in Deutschland in der Dezember/Januarausgabe 2018/2019 interviewt hat, sagt, dass die Wirtschaft mehr Verantwortung übernehmen darf für Humanität und Umweltschutz. Für mich ist Dagmar Wöhrl ein moderner Social Hero, die konsequent ihre Überzeugung lebt, an das Gute in der Welt glaubt und selbst dafür so oft wie möglich Hand anlegt. Solche Menschen brauchen wir, um etwas zu bewegen. Sie vereint wirtschaftliches Know-How und soziale Expertise.“
Wann begann Ihre politische Karriere und was war der Auslöser für diesen Schritt?
Alles begann 1990 mit der Suche nach Kandidaten oder Kandidatinnen für den Stadtrat in Nürnberg. Man suchte Frauen aus der Wirtschaft. Ein Freund rief mich an und fragte, ob ich mir eine Kandidatur vorstellen könne. Hans Rudolf Wöhrl, mein Mann und Nürnberger Unternehmer, war direkt begeistert von dieser Idee. „So kannst Du aktiv etwas bewegen und die Zukunft mitgestalten!“, sagte er zu mir, als ich ihn um Rat fragte. Nach 4 Jahren Kommunalpolitik zog ich als Direktkandidatin 1994 in den Deutschen Bundestag in Bonn ein.
Wie haben Sie sich gefühlt in der Politikerrolle?
Anfang der 90er Jahre hatten es Frauen noch etwas schwerer, in die renommierten Bereiche, wie Wirtschaft, Innen- oder Außenpolitik zu kommen. Nachdem ich mich für eine Mitgliedschaft im Wirtschaftsausschuss bewarb, legte man mir nahe, doch eher den Bereich Gesundheit oder Familie zu besetzen. Ich hielt jedoch an meinem Wunsch fest und wurde die erste CSU-Frau im Wirtschaftsausschuss.
Welche Stationen gab es in Ihrem politischen Leben?
Ich konnte mich schnell etablieren und wurde zuerst Wirtschaftssprecherin der CSU-Landesgruppe, dann der der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Darauf folgten 4 Jahre als Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie. Gleichzeitig wurde ich zur Koordinatorin der Bundeskanzlerin für Maritime Wirtschaft ernannt. Eine spannende und lehrreiche Zeit. Als 2009 das Ministerium nicht mehr CSU geführt war, wollte ich mich verändern und leitete ab sofort den Bundestagsausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Diese 8 Jahre gehörten rückblickend zu den am meisten erfüllenden meines politischen Lebens, konnte ich dort vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern nachhaltige Politik betreiben.
Warum haben Sie der Politik den Rücken zugedreht?
Politik ist immer noch Teil meines Lebens und wird es immer bleiben. Auch ohne Mandat werde ich ein politischer Mensch sein. Aber ich wollte mehr Zeit für meine vielen sozialen Engagements haben und mich darauf konzentrieren. Daher war es an der Zeit, den Staffelstab an meinen Nachfolger zu übergeben. Dass ein halbes Jahr später die Anfrage vom Format „Die Höhle der Löwen“ kam, war damals nicht geplant. Aber es war eben wie so oft im Leben: Schließt sich eine Tür, öffnet sich auch wieder eine andere.
Was hat Sie an dem TV Format „Die Höhle der Löwen“ gereizt?
Als ich Staatssekretärin war, war der Bereich Startups einer meiner Hauptbereiche. Damals habe ich aktiv an der Erarbeitung von Förderprogrammen mitgewirkt und viele Zukunftstechnologien unterstützt. Die Sendung gibt dem Gründergeist in Deutschland ein Gesicht und animiert viele junge Menschen, ebenfalls den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen und ein Start-up zu gründen. Oft kommen Gründer in die Sendung, die uns erzählen, dass sie Fans der ersten Stunde sind und durch „Die Höhle der Löwen“ ermutigt wurden, ihre Idee auch in die Tat umzusetzen. Ich freue mich, dass ich junge Menschen dabei unterstützen kann, ein Unternehmen aufzubauen, denn unsere Familie verfügt über ein jahrzehntelanges Know-how in diesem Bereich.
Wie bekommen Sie Ihr berufliches Engagement und Ihre Familie unter einen Hut?
Wir sind ein Familienunternehmen, da gehört das berufliche Engagement zu jeder Tageszeit mit dazu. Schon am Frühstückstisch drehen sich die Gespräche um das Geschäft und oft geht es beim Abendbrot weiter. Wir sind alle mit Leidenschaft Unternehmer, diese Eigenschaft gibt man nicht an der Garderobe ab, wenn man nach Hause kommt. Aber natürlich war es schwierig, gerade als die Kinder noch kleiner war. Es war wie bei jeder arbeitenden Mutter – ein großer Spagat. Als Mutter wird man doch oft vom schlechten Gewissen gepackt, wenn man weiß, die Kinder gehen ins Bett und man selber sitzt noch am Schreibtisch. Aber ich hatte Glück, denn meine Mutter wohnte in unserer Nähe und hat mich großartig unterstützt genau wie mein Mann, der nicht in den damals noch verankerten Mann-Frau Klischees gedacht hat. Er hat mich immer ermutigt, meine beruflichen Ambitionen zu verwirklichen.
Familie gibt einem Energie, ist sie ein Stabilitätsfaktor? Was bedeutet Ihnen Familie vor dem Hintergrund und welchen Stellenwert hat für Sie Familie, um erfolgreich im Business zu sein?
Für mich ist meine Familie Stabilitätsanker. Sie bietet mir Halt, wenn ich ihn brauche und sie motiviert mich, über mich hinaus zu wachsen. Ohne meine Familie wäre ich nicht der Mensch, der ich bin. Einen großen Anteil daran hat vor allem meine Mama. Sie ist jetzt 94 Jahre alt und ich fühle mich gesegnet, dass ich sie noch bei mir habe. Wann immer es geht, versuche ich, sie zu sehen, aber mindestens einmal pro Woche.
Was, denken Sie, ist der Punkt, der Sie so erfolgreich gemacht hat?
Meinen Erfolg habe ich nie angestrebt. Erfolg war ein Nebenprodukt meines TUNs. Man beginnt etwas mit Leidenschaft und aus Überzeugung. Im Idealfall ist der Erfolg dann ein Nebenprodukt Deines Engagements. Meine Oma hat mir eine Weisheit mit auf den Weg gegeben: „Wenn Du etwas machst, dann mache es mit Freude und Leidenschaft oder fange es erst gar nicht an“. Daran halte ich mich.
Frauen schauen auf Sie, Sie gelten als Vorbild. Was möchten Sie Frauen mitgeben, die neben der Familie auch beruflich durchstarten möchten? Welche Kompetenzen brauchen sie?
Oh, da gibt es sicherlich eine Menge. Wichtig ist, dass man an sich glaubt. Wenn man kein Selbstvertrauen hat, wird es schwer, sich im Haifischbecken zum Erfolg durchzusetzen. Frauen, lebt Euren Traum! Riskiert den Schritt in die Selbständigkeit oder traut Euch, auch beruflich nach den Sternen zu greifen.
Frauen neigen oft dazu, zu sehr perfektionistisch zu sein. Wenn z.B. eine Stelle ausgeschrieben ist, dann sagen sie sich oft: „Ich erfülle vom Ausschreibungsprofil vielleicht nur 50%, dann bewerbe ich mich besser erst gar nicht.“ Ein Mann hingegen sagt: „Das ist überhaupt kein Thema, ich kann zwar nur 50%, den Rest lerne ich im Job schon noch dazu.“
Frauen haben auch noch enormen Nachholbedarf im Networking. Männer greifen öfter auf Bekanntschaften zurück, die ihnen bei einer für sie kniffligen Situation helfen können. Frauen gehen Probleme lieber alleine an, versuchen, alles selbst zu meistern. Dadurch geraten sie oft in einen Wettbewerbsnachteil. Ich würde mir sehr wünschen, wenn wir Frauen uns mehr unterstützen und auch mal stolz auf Erfolge anderer Frauen sein können. Immerhin haben wir gottgegeben Eigenschaften, die Männer erst in teuer bezahlten Managerkursen erlangen müssen. Wir besitzen Empathie, Organisationstalent und diplomatisches Geschick. Es gilt, dies effektiv zu nutzen und im Berufsleben einzusetzen.
Weiterlesen auf: www.business-voice-magazin.com/eine-frau-geht-ihren-weg-dagmar-woehrl/
www.voice-aid.com
www.astrid-arens.com
www.voice-aid-magazin.com
Business Voice Magazin
12.05.2020
Astrid Arens
Alle Fotos stammen aus privaten Beständen von Frau Wöhrl